Vereinsgeschichte

An der TU Graz besteht der älteste alumni-Verein einer österreichischen Universität. An seinem Anfang stand eine ganz romantische Geschichte: Ein Professor tritt in den Ruhestand, seine Schüler bedanken sich bei ihm mit einem Fotoalbum voll mit Portraitfotos und bei der Abschiedsfeier beschließen sie, einen Absolventenverein zu gründen.

Der Professor hieß Karl Scheidtenberger, erster Ordinarius für Eisenbahnbau an der TH Graz, das Gründungsjahr des Vereines war 1887 und sein Gründungsdatum genau der 60. Geburtstag des Professors, der 26. Dezember 1887.

Der neue Verein war dann aber alles andere als romantisch ausgerichtet: Er wurde nach dem Vorbild des alumni-Vereines der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich gebildet und galt als erster und für einige Zeit einziger Verein der akademischen Technikerschaft in Deutschland und Österreich.

Wesentlicher Zweck des Vereines waren die laufende Pflege eines Absolventen-Verzeichnisses mit aktuellen Informationen über die beruflichen Positionen der einzelnen Vereinsmitglieder sowie die Förderung des Ansehens und des gesellschaftlichen Wertes des Berufsstandes der Techniker. Der Verein engagierte sich daher in der damals umstrittenen Frage des Doktortitels für die Absolventen der technischen Studien und nahm an der internationalen Diskussion dieser Frage aktiv Anteil. Folgerichtig war er zusätzlich in der Stellenvermittlung für angehende Techniker tätig.

Natürlich wurde auch die gesellige Komponente gelebt, es fanden regelmäßige Treffen statt, meist am 26. Dezember. Die Teilnehmer trugen sich in das Gedenkbuch des Vereines ein, die nicht teilnehmenden Mitglieder schickten häufig Grußbotschaften auf Ansichtskarten von ihrem jeweiligen in- oder ausländischen Aufenthaltsort.

Die Suche nach Absolventen der TH Graz in der ganzen k.u.k. Monarchie brachte dem Verein bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges rund 1.000 Mitglieder, darunter sehr viele mit damals klingenden Namen. Selbst Nikola Tesla, der zu dieser Zeit in New York lebte, wurde 1913 Mitglied.

Einen Höhepunkt in der älteren Vereinsgeschichte markiert zweifellos das Jahr 1911. Der seinerzeitige eigentliche Motor hinter der Vereinsgründung, Ferdinand Wittenbauer, ist zu dieser Zeit Rektor der TH Graz, diese feiert gleichzeitig ihr 100jähriges Bestandsjubiläum.

Als Folge dieser Konstellation wird vom Verein eine Spendenaktion organisiert, mit deren Ergebnis die bis heute in Verwendung stehende goldene Rektorskette finanziert und an Wittenbauer als ihrem ersten Träger überreicht wird. Gleichzeitig gibt der Verein eine dokumentarische Festschrift zur Jahrhundertfeier heraus, die für die nächsten 100 Jahre ohne vergleichbare Nachfolge bleibt.

 

Die weitere Vereinsgeschichte bis in die Gegenwart ist nachzulesen in:

Wolfgang Wallner: 200 Jahre Technik in Graz. Eine Geschichte der Technischen Universität Graz von ihren Anfängen bis in das Studienjahr 2011/12. Graz, Verlag der Technischen Universität Graz, 2013.