Eine kurze Geschichte der Architektur an der TU Graz

Lehrkanzeln / Institute und Professoren

  Den Beginn des Architekturunterrichts an der TU Graz markiert die Einrichtung der Lehrkanzel  für Baukunde am Joanneum 1846, die im folgenden Jahr mit Moritz Wappler, bis  dahin Professor des Zeichnungs-Unterrichtes an der Ständischen Realschule, besetzt  wurde. Unterrichtsgegenstand war zunächst die Land-, Straßen- und Wasserbaukunde  in einem einjährigen Vorlesungsprogramm, das 1853 auf zwei Jahreskurse aufgeteilt  wurde.

 Im Zug der Einrichtung von Fachschulen (heute Fakultäten) um 1865 kam es zu einer  ersten Erweiterung bzw. Neuorganisation: Zur Betreuung des zu dieser Zeit an der  „Ingenieurschule“ neu eingerichteten Studiums des „Ingenieurwesens“ dienten nun  insgesamt drei Lehrkanzeln:

  Hinzu kamen als speziell Architektur-bezogene Lehrkanzeln

  sowie als speziell Bau-bezogene Lehrkanzeln

  Daneben gehörten folgende Grundlagenfächer zur „Ingenieurschule“:

  Um 1890 erfolgte die Abspaltung der Hochbauschule (heute Fakultät für Architektur)  und die damit verbundene Trennung des Ingenieurstudiums in ein Bau-Ingenieurstudium  und ein gesondertes Hochbau- (= Architektur) -Studium. Diese Trennung der  Studien ist seit damals ununterbrochen aufrecht, die organisatorische Trennung der  Fakultäten wurde zwischen 1941 und 1945 sowie zwischen 1955 und 1975 nochmals  rückgängig gemacht.

   In der ersten Zeit der Trennung der beiden Schulen bestand noch eine gewisse begriffliche Unsicherheit: Der jährliche Studienführer unterscheidet zunächst die (alte) Ingenieurschule  und die (neu abgetrennte) Bauschule, im folgenden Jahr aber die Ingenieurbauschule  und die Hochbauschule, bis ab ca. 1900 die Begriffe Bauingenieurschule  (statt Ingenieurbauschule) und Hochbau-(Architektur-)Schule dauerhaft etabliert  werden.

  Die neue Fachschule startete 1890 mit den drei Lehrkanzeln für Hochbau, Hochbau  II und Freihandzeichnen. Letztere wurde 1906 umbenannt in Lehrkanzel für Technisches  Zeichnen und Freihandzeichnen (zunächst 1907 mit Prof. Leopold Theyer, dann  ab 1914 mit Leopold Cerny besetzt).

  Unmittelbar vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs kam es zu einem ersten Ausbau  durch Teilung der Lehrkanzel für Hochbau in:

 

  Seit 1925 unterrichtete Prof. Friedrich Zotter als Nachfolger von Wilhelm Löw an der  Lehrkanzel für Hochbau II.

   1926 erfolgte die Umbenennung der Lehrkanzel für Technisches Zeichnen und Freihandzeichnen  in Lehrkanzel für Raumkunst mit Prof. Julius Schulte, gefolgt ab 1931 von  Wunibald Deininger.

   In den 1920er Jahren erfolgte auch eine Neugestaltung des Studienplanes. 1923 wurde  als vertiefte Ausbildung nach dem Studium die Meisterschule für Architektur eingerichtet.  Ab 1928 durften die Fachschulen in Angleichung an die Begrifflichkeit an den  Universitäten den Namen „Fakultät“ tragen – damit wurde der Name „Fakultät für  Architektur“ üblich.

   Zu ihrem vorläufigen Ende kam es 1940/41 durch Zusammenlegung mit dem Bauingenieur-  Bereich zu einer gemeinsamen Fakultät für Bauwesen. In den Jahren 1940 bis  1945 wurden die 4 Architektur-Lehrkanzeln, die zu dieser Zeit nach deutschem Hochschulrecht  eigentlich Lehrstühle hießen, wie folgt umbenannt:

 

  1945 wurde die selbständige „Fakultät für Architektur“ wieder errichtet, allerdings  zwischen 1955 und 1975 nochmals mit dem Bauingenieur-Bereich zu einer gemeinsamen  „Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur“ zusammengefasst. Es  bestanden zunächst folgende vier Lehrkanzeln (ab 1975 Institute):

  In den letzten 55 Jahren wurden zusätzlich folgende Lehrkanzeln (ab 1975 Institute)  neu eingerichtet:

Das Studium

Mit der Gründung der Ingenieurschule 1865 wurde das „Ingenieurstudium“ eingeführt.  Dieses konnte ab 1878 mit einer staatlich anerkannten Prüfung, der sogenannten  „2.Staatsprüfung“ abgeschlossen werden, die seit den Reformen in den 1970er Jahren  „2. Diplomprüfung“ hieß. Das so entstandene „Diplomstudium Architektur“ wurde von  1890 bis zu seinem Ende 2014 von insgesamt über 5.000 Personen abgeschlossen. Es  ist damit an der TH / TU Graz das Studium mit der größten Zahl an Abschlüssen. Die  Kennzahl für dieses Studium lautete ab 1972 „F60“, dann ab 1980 „600“.  

In den 1970er Jahren war dieses Studium in Wahlfachgruppen bzw. Studienzweige  gegliedert:

  •  Allgemeine Architektur (1974 bis 1980 als Wahlfachgruppe 1)
  •  Design betontes Hauptstudium (1972 bis 1980 als 030)
  •  Innenraumgestaltung (1974 bis 1980 als Wahlfachgruppe 4)
  •  Konstruktion (1974 bis 1980 als Wahlfachgruppe 2)
  •  Konstruktiv betontes Hauptstudium (1972 bis 1980 als 010)
  •  Normales Hauptstudium (1972 bis 1980 als 000)
  •  Städtebau (1974 bis 1980 als Wahlfachgruppe 3)
  •  Urbanistisch betontes Hauptstudium (1972 bis 1980 als 020)

2008 begann die Umstellung auf das neue Bachelor-Master-System mit folgendenStudien:

  •  Bachelorstudium Architektur („033 243“)
  •  Masterstudium Architektur („066 443“, ab 2009)


Architekten als Rektoren der TU Graz

Foto Drobny FranzDrobny Franz
  • Rektor von 1. Oktober 1917 bis 30. September 1918
Foto Gottwald GüntherGottwald Günthera
  • Rektor von 1. Oktober 1964 bis 30. September 1965
Foto Hoffmann KarlHoffmann Karl
  • Rektor von 1. Oktober 1930 bis 30. September 1931
Foto Hollomey WernerHollomey Wernera
  • Rektor von 1. Oktober 1979 bis 30. September 1981
Foto Lorenz Karl RaimundLorenz Karl Raimund
  • Rektor von 1. Oktober 1952 bis 30. September 1953
Foto Wist JohannWist Johann
  • Rektor von 1. Oktober 1901 bis 30. September 1902
  • Rektor von 1. Oktober 1910 bis 30. September 1911
Foto Zotter FriedrichZotter Friedrich
  • Rektor von 1. Oktober 1936 bis März 1938
  • Rektor von 1. Oktober 1948 bis 30. September 1949

Das hochgestellte a bedeutet, dass dieser Rektor auch an der TU Graz studiert hat.