Die Größen der Technik

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Donato Bramante


Donato Bramante
Bramante wird 1444 in Fermignano (oder Monte Andruvaldo) bei Urbino (Marken) unter dem Namen Donato di Pascuccio d´Antonio geboren. Früher nahm man fälschlicherweise den Namen Lazzari an, weshalb seine Bronzebüste im Park der Villa Medici in Rom auch die Aufschrift „L. Bramante“ trägt. Den Beinamen Bramante erhält der kleine Knabe von seinem Großvater mütterlicherseits, was „der Sehende, der heftig Begehrende“ bedeutet.

Im selben Jahr wird Federico da Montefeltro Herrscher von Urbino. Er festigt seine Macht durch Heiratspolitik (er ehelicht Battista aus der mächtigen Sforza-Familie und verheiratet seine Tochter mit dem Lieblingsneffen von Papst Sixtus IV, der ihm im Gegenzug den Herzogstitel verleiht), und ist auch eines der Vorbilder von Machiavellis Klassiker „il Principe“. Nach den Gepflogenheiten der Renaissance holt er bedeutende Künstler an seinen Hof, wie Piero della Francesca, der das berühmte Doppelportrait des Herzogs von Urbino und seiner Frau geschaffen hat.

Battista Sforza,
gemalt von Piero della Francesca

Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino, 2. Teil des Diptichons
Dieser Piero della Francesca ist auch der erste Mallehrer des jungen Bramante, der sich in Urbino bei dem Architekten Luciano di Laurana ausbildet, welcher seinerseits von den Bauten Filippo Brunelleschis in Florenz gelernt hat. Schon früh setzt sich Bramante mit dem Problem der malerischen Perspektive auseinander, und scheinperspektivische Malerei ist auch der Zusammenhang, in dem sein Name erstmals überliefert ist.

1479 übersiedelt Bramante von Urbino nach Mailand. Dort tritt er zunächst als Dekorationsmaler in die Dienste des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza, einem Cousin Battistas, und etabliert sich als Architekt. Sein berühmtester Kollege am Mailänder Hof ist Leonardo da Vinci. Ludovico Sforza, genannt il Moro, unterhält in Mailand einen prächtigen Hof. Die Sforza-Familie hatte sich binnen weniger Generationen durch schillernde Aktionen von bäuerlichen Condottiere zu einer der mächtigsten Familien Italiens emporgearbeitet. Neben Intrigen und überraschend wechselnden Allianzen war bei den Sforzas Heiratspolitik das Mittel der Wahl. So ist Ludovicos Nichte Bianca Maria Sforza die zweite Frau des deutschen Kaisers Maximilian I. aus dem Hause Habsburg. In österreichischen Geschichtsbüchern ist er jener Mann, dessen Name untrennbar mit dem Terminus „Heiratspolitik“ verbunden ist, jedoch in Zusammenhang mit seinen Enkelkindern, durch die er Ungarn erheiraten ließ.


scheinperspektivische Malerei in Santa Maria presso San Satiro in Mailand

Bauplan der Kirche Santa Maria presso San Satiro in Mailand, Bramantes erstem noch erhaltenem Bauwerk. Oben mittig die fehlende Apsis, vgl. linkes Bild
In Mailand ist immer noch Bramantes erstes architektonisches Werk zu besichtigen, die Kirche Maria presso San Satiro mit der charakteristischen scheinperspektivischen Gestaltung der östlichen Abschlusswand (es war kein Platz für die übliche Apsis).

In Mailand soll Bramante für Ludovico und seine Gattin Beatrice d´Este die Kirche Santa Maria delle Grazie zur prächtigen Grablege umbauen, die er als quadratischen Zentralbau mit drei Apsiden anlegt. Zur gleichen Zeit malt Leonardo da Vinci in Rufweite im Refektorium des dazugehörigen Dominikanerklosters das berühmte Wandbild „il Cenacolo“, das letzte Abendmahl.

Politische Ereignisse bestimmen den weiteren Fortgang Bramantes: 1499 erobert Ludwig XII. von Frankreich das Herzogtum Mailand und stürzt die Sforza. Bramante, seines Dienstherrn verlustig, zieht nach Rom, das seit Mitte des Jahrhunderts Florenz als künstlerisches Zentrum abgelöst hat.


Tempietto in Rom
Inbegriff der Hochrenaissance
In Rom baut Bramante an der Stelle, an die die Legende die Kreuzigung des heiligen Petrus hinverlegt hat, den Inbegriff der Hochrenaissance: ein kleines kreisrundes Tempelchen von vielleicht 10 m Durchmesser, ganz nach griechischen Vorbildern. Dieser Tempietto von San Pietro in Montorio gilt als die erste Wiederaufnahme von griechischen Stilelementen und steht heute eingezwängt zwischen umstehenden Gebäuden in einem kleinen Innenhof eines Franziskanerklosters in Trastevere.

Papst Julius II., ab 1503 im Amt, war dem Zeitgeist gemäß weniger geistliches Oberhaupt und Seelsorger, sondern in erster Linie expandierender Territorialfürst. und verfolgte ein sehr herrschaftliches Prinzip: Zum äußeren Zeichen war der Abbruch des alten Petersdoms von Kaiser Konstantin Teil eines kirchenpolitischen Programms, mit dem der Primat des Papstes neu begründet werden sollte. Bramante legt seinen Plan für den Neubau in Form eines quadratischen Zentralbaus auf Basis eines griechischen Kreuzes mit gleich langen Schenkeln und einer Kuppel von 42 m Durchmesser vor, der dieser Haltung am besten entspricht. Julius II. ist begeistert und beauftragt Bramante mit der Durchführung. Finanziert wird der umstrittene Bau nicht unwesentlich durch den Peterspfennig und Einnahmen aus dem deutschen Ablasshandel. So gesehen ist der Neubau des Petersdoms ausschlaggebender Anlass für Martin Luthers 95 Thesen und in weiterer Folge für die Reformation. Aber vorher legt Julius II. am 18. April 1506 eigenhändig den Grundstein für den heutigen Petersdom.


zeichnerische Rekonstruktion des von Julius II. abgerissenen alten konstantinischen Petersdoms (1891 Brewer)

Grundriss des Petersdoms von Bramante

Bramantes Skizze der Vorderansicht des Petersdoms
Bramante bleibt bis zu seinem Tod im Jahre 1514 Leiter des Baus. Die traditionsbewussten Römer heißen Bramante wegen der Zerstörung der alten Domkirche: "maestro ruinante". Aber bei den Ausführungen des päpstlichen Willens ist er wieder in prominenter Gesellschaft: Die benachbarte Sixtinische Kapelle wird 1512 von Micheangelo Buonarotti mit ihren berühmten Deckenfresken ausgestattet, während Raffael Santi, den Bramante selbst von Urbino nach Rom holt, ab 1508 mit der Ausgestaltung der Stanzen beschäftigt ist. Raffael übernimmt nach Bramantes Tod auch die Bauleitung des Petersdoms.

Der Name Bramante steht für architektonische Hochrenaissance in der Bedeutung Klarheit, Ausgewogenheit und Monumentalität.